Balu
Unsere französische Bulldogge Balu ist noch keine 1,5 Jahre alt und schon bei uns eingezogen. Er hat seine Besitzer an ihre Grenzen gebracht. Der Rüde ist genauso starrköpfig wie unsicher. Dies ist ohne eine konsequente Führung mit ganz klaren Regeln leider eine gefährliche Mischung. Er hat nicht nur die Wohnung für sich beansprucht, sondern auch die Besitzer und dies teils mit Beißen durchgesetzt. Besonders in Stresssituatutionen weiß er noch nicht, wie er reagieren soll und geht nach vorne.
Damit Balu wieder ein freieres Leben genießen kann und sicherer wird, sind hier ganz klare Beschränkungen nötig. In der Pflegestelle wird mit Hausleine, festen Platz bei Besuch und einer Box gearbeitet. Maulkorbtraining ist auch in Planung. Der kastrierte Rüde hatte bis jetzt leider gelernt, dass er mit seinem unerwünschten Verhalten durchkommt. Mit seinen 10 kg ist er jedoch auch in schwierigen Situationen händelbar und dank festem Schuhwerk kann Balu keinen großen Schaden anrichten.
Er läuft gut an der Leine, ignoriert die meisten Hunde und kann trotz der verkürzten Schnauze lange Strecken ohne Probleme laufen. Das Autofahren ist er gewöhnt. Er sollte in eine ruhige Gegend vermittelt werden, da Balu die Hektik der Stadt und die vielen Reize schnell überfordern. Auf dem Land würde sich der sensible Rüde sehr wohlfühlen.
Beim Füttern ist der Rüde entspannt. Sorgt man für Ruhe bei ihm, schläft er gern und viel. Er ist stubenrein und kann mit einer kleinschrittigen Gewöhnung auch gut allein bleiben.
Menschen, die hier Arbeit reinstecken und wissen, wo der Platz des Hundes in ihrem neuen zuhause zu sein hat, werden hier nach einiger Zeit einen tollen Hund haben, mit dem sie noch viele schöne Jahre verbringen können. Kinder sollten aufgrund seiner Vorgeschichte jedoch nicht zu seiner neuen Familie gehören. Sein eines Ohr ist nicht entwickelt und somit ist er auf einer Seite taub. Das macht den misstrauischen, unsicheren Rüden das Leben um einiges schwerer. Auch seine rassebedingte Allergie lässt die Pfoten immer wieder jucken. Zum Glück hat das Stresskratzen aufgehört. Da das neue Leben in der Pflegestelle ihm genügend Ruhe gibt.
Wir hoffen auf Französische Bulldoggen Liebhaber, die unserem kleinen Terrorzwerg eine echte Chance geben und sich nicht abschrecken lassen von seinen Baustellen.
14.02.2021 Update aus der Pflegestelle:
Balu ist heute seit genau 2,5 Monaten auf seiner Pflegestelle. Er ist einer dieser Hunde, die absolut nicht in das gesellschaftliche Bild des Hundes passen. Er mag keine Kinder und Ball spielen überfordert ihn. Statt am Fahrrad zu laufen, würde er lieber in die Reifen beißen. Er will nicht von Fremden angesprochen oder gar angefasst werden. Wenn er könnte, würde er oft gern unsichtbar sein, denn die Welt verlangt zu viel von ihm oder besser gesagt die Menschen.
Selbst bei den Menschen mit denen er lebt, hat es einige Wochen gebraucht, ehe er sich gut anleinen ließ. Bei den ersten Spaziergängen schüttelte er sich schon vorher konsequent den Stress ab: „Wieder raus und all den Eindrücken ausgesetzt sein, die ich nicht einordnen kann und die mir zu viel sind“. Kleine Runden waren angesagt, ohne viele Reize. Woche für Woche macht sich die Französische Bulldogge immer besser. Lässt auch mal einen Jogger ohne Mordgelüste vorbei und ignoriert das ein oder andere Fahrrad. Auch Autos sind bei großem Stresslevel von Interesse für den sensiblen Kerl. Schirmt man ihn aber ab, schafft er es, auch diese lauten Dinger auf 4 Rädern zu dulden.
In der Wohnung ist es zwar wesentlich reizarmer, aber hier muss der Kontroletti vom Dienst auch alles im Blick behalten. Wie schwer es ihm fällt abzuschalten, war schon ab Tag 1 klar. Auf Schritt und Tritt wollte Hund den Menschen beschatten. Da dies aber extrem belastend ist und viel zu stressig für den Rüden, wurde schnell ein fester Platz eingerichtet. Sein persönlicher Ort der Ruhe. Die sture Bulldogge musste leider feststellen, dass diesmal Frauchen den längeren Atem haben würde und musste so am Ende doch aufgeben und endlich mal abgeben.
War anfangs noch die verschlossene Tür zu viel, sind nach schrittweiser Gewöhnung auch mehrere Stunden allein sein in Ordnung. Vorausgesetzt es ist nichts in Knabbernähe, was der kaufreudige Balu für würdig erachtet. Ob CD Hülle, Konservendose oder der Papiermüll – Dieser Frenchi erzieht einen zur Ordnung – Zumindest bis Bulldoggenhöhe.
Was sehr gut läuft und keine Probleme darstellt, ist das Autofahren in der Box, auch für weitere Strecken. Futter ist auch kein Thema. Der Rüde wartet seelenruhig bis aufgetischt wird und quittiert die Auswahl mit innigem Grunzen und Schmatzen. Findet er Ruhe, schläft er gern und viel. Er ist auch kein Kläffer und hat schnell verstanden, wann das auserwählte Stalkingobjekt aus der Reichweite (Hörweite) ist.
Besuch wird besonders kritisch beäugt und am liebsten gleich getestet. Fährt man hier eine klare Linie ohne Begrüßung, sondern warten am Platz und vor allem bleiben am Platz, stellt er schnell fest, wie langweilig das doch ist und schläft sogar ein. Dies war anfangs ohne harte Regeln leider das ganze Gegenteil. Es wurde Jagd auf Füße gemacht. Ein völlig überforderter Hund zeigte sich da, der nicht weiß, wie er reagieren soll und unter solchem innerlichen Stress war, dass es bei ihm im Kopf ums nackte Überleben ging. Also zubeißen, halten und hoffen, was auch immer hier nervt, verschwindet dann gefälligst. Festes Schuhwerk war hier der Retter in der Not.
Ein Langzeitprojekt ist das Maulkorbtraining. Momentan ist Balu noch so misstrauisch, wenn man sich ihm ohne für ihn plausiblen Grund nähert, dass er das schlimmste vermutet. Das spricht sehr dafür, dass seine Individualdistanz und seine Grenzen vorher nie gewahrt wurden. Wenn man ihm aber Raum gibt und ihn kommen lässt, gibt es nichts schöneres, als ab und an sein Köpfchen tätscheln zu dürfen. Sein zaghaftes Schwanzwedeln, wenn Frauchen endlich morgens aufgestanden ist, gibt dann auch Kraft dranzubleiben, damit unser Balu stressfrei leben kann. Vielleicht bei dir?